Das vorherrschende öffentliche Bild vom Beruf des Wirtschaftsprüfers ist, falls überhaupt vorhanden, nicht besonders attraktiv: Zahlen, Listen, Langeweile. In Wirklichkeit ist der Beruf heute vielseitig, herausfordernd, sehr interaktiv und braucht immer breitere Kompetenzen und Fachlichkeiten. Weil das die Wenigsten wissen, hat der Berufsstand eine zunehmende Herausforderung mit der Kommunikation zur Nachwuchsgewinnung. Die Mitglieder des IDW entschlossen sich deshalb, gemeinsam eine Kampagne zu beauftragen: Junge Menschen aus wirtschaftsnahen Studiengängen sollten über die attraktiven Seiten des Berufs informiert und dafür begeistert werden.
Diese Herausforderung nahmen wir, die Guten Botschafter, gerne an. Allerdings war für uns sofort klar: Eine klassische und einseitige Informations- oder Imagekampagne kann hier nicht viel erreichen. Auch die kreativsten Botschaften und Bilder gehen unter, wenn nicht zuerst echte Beziehungen zur Anspruchsgruppe entstehen – und die gab es bisher noch nicht.
Im ersten Schritt wollten wir deshalb zuerst ein Bewusstsein für unser Gegenüber entwickeln und kamen mit Studierenden ins Gespräch. Mit Hilfe der Eigenland®-Methode und intensiven Interviews fragten wir: Was beschäftigt Euch? Was braucht Ihr wirklich? Wie geht es Euch auf dem Weg zur Berufswahl? Dabei wurde deutlich: Berufsorientierung ist für Viele zu einem belastenden Prozess geworden. Es gibt zu viele Informationen, aber es fehlen echte Praxiserfahrungen und Kontakte zu Berufsvertretern. Mehrmonatige Praktika sind jedoch schwer in den Studienalltag zu integrieren.
Durch diese Erkenntnisse entstand ein ganz neues Selbstbewusstsein für das, was der eigene Berufsverband zu bieten hat: Die vielen Standorte der IDW Mitglieder mit ihren unterschiedlichen Größen und Schwerpunkten könnten ein echter Wert für Studierende werden. Fast flächendeckend könnten Angebote entstehen, Tagespraktika, Schulterblicke, auch „Job Shadowing“ genannt. Die Grundidee der Expedition Wirtschaft war geboren.
Auch wenn sich immer wieder bestätigt, dass dieses Angebot an Studierende einen Bedarf trifft, war der Anfang doch schwer. Im Bild gesprochen: Nach dem Säen und Gießen dauerte das Wachsen schon seine Zeit. Verschiedene Kanäle offline und online wurden getestet, Ansprache und Botschaften wurden immer weiter entwickelt. Dabei entstand parallel auch die interne Infrastruktur, um Blog und soziale Netzwerke zu bedienen. Langsam, aber stetig steigen seitdem die Registrierungen an. Kein kurzfristiger viraler Effekt, sondern Wachstum. Und wirklich interessierte Teilnehmende. Inzwischen besitzen etwa 800 Studierende eine persönliche „PraktiCard“, der regelmäßige Newsletter geht an fast 1.300 Studierende. Die Investition in den nachhaltigen Beziehungsaufbau zahlt sich aus.