David Eißler (DE): Was war die besondere Herausforderung, die zur Entwicklung der „Expedition Wirtschaft“ geführt hat?
Melanie Sack (MS): Ganz klar: Der Nachwuchsmangel in der Wirtschaftsprüferbranche! Auch bei den Wirtschaftsprüfern macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Das hören wir von zahlreichen Berufsangehörigen. Hinzu kommt, dass der Beruf des Wirtschaftsprüfers in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Selbst Studierende der Wirtschaftswissenschaften wissen häufig nicht genau, was ein Wirtschaftsprüfer macht. Manchmal kursieren auch falsche Vorstellungen. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass man als Wirtschaftsprüfer(in) viel mit Menschen zu tun hat und in den Unternehmen die Digitalisierung mitgestaltet. Das wollten wir mit der Kampagne vermitteln, und zwar nicht nur als eine reine Sendekampagne, sondern im direkten Kontakt mit den Studierenden.
DE: Was waren für Sie besonders wertvolle Erkenntnisse auf dem Weg der Umsetzung?
MS: Als die Guten Botschafter uns die Idee der Tagespraktika für Studierende in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften präsentierten, waren wir zunächst skeptisch. Ist ein Tag nicht zu kurz? Wir haben es probiert, und es stellte sich heraus, dass dieses unkomplizierte Angebot genau den Nerv der „Generation YouTube“ trifft, relativ spontan und unverbindlich Praxiserfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Auch die Wirtschaftsprüfer sehen darin eine interessante Möglichkeit, potenzielle Bewerber(innen) kennenzulernen. Gelernt haben wir, dass wir die Erwartungen von Studierenden und Wirtschaftsprüfern, die ja verschiedenen Generationen angehören, managen müssen. Reden hilft! Eine wertschätzende Kommunikation mit allen ist ganz wichtig.
DE: Was würden Sie Unternehmen empfehlen, wenn sie selbst ein solches Langzeitprojekt initiieren wollen?
MS: Eine Nachwuchskampagne, wie sie das Institut der Wirtschaftsprüfer ins Leben gerufen hat, ist ein komplexes und vielschichtiges Projekt. Man muss dranbleiben und sich seine Kräfte gut einteilen.